04 Mar
04Mar

Nachwort

Ein Buch, eine Lebensbeschreibung ohne Schmus und Schnörkel, kein Heldenepos, sondern die Geschichte eines Menschen, der unter den Beschränkungen des Lebens in der ehemaligen DDR seinen Platz und seinen Weg suchte.

Edgar Eisenkrätzer passte wie viele andere nicht in das Schema des „durchschnittlichen“ DDR-Bürgers. Der Wunsch, die Verantwortung für das eigene Leben und den eigenen Weg tatsächlich selbst zu übernehmen, ist aus heutiger Sicht eine Selbstverständlichkeit in der ehemaligen DDR aber ohne Konflikte mit den Restriktionen des SED-Staates nicht möglich.

Wenn Edgar Eisenkrätzer beschreibt wie er seinen kleinen privaten Handel mit hochwertigen Konsumgütern betrieb, könnte man ohne das Wissen um die Lebensumstände in der DDR zu dem Eindruck kommen, dass mit dem was nicht stimmt. Ehemalige DDR-Bürger wissen aber, dass Handel- und Tauschgeschäfte auf privater Ebene in der Mangelwirtschaft und der sozialistischen Planwirtschaft unumgänglich waren. Selbst die Leiter von sogenannten volkseigenen Betrieben fuhren mit Spargel und anderen begehrten Gütern  in die Republik um diese gegen Elektromotoren für die Produktion einzutauschen. Absurd, aus heutiger Sicht. Das Streben nach Selbstverantwortung musste dieser Logik folgend dazu führen, dass Edgar Eisenkrätzer über kurz oder lang nicht nur aus damals geltenden gesellschaftlichen Normen, sondern auch aus der Republik ausbrechen musste. Beeindruckend, aber trotz der mehr als misslichen Umstände amüsant, rational und nicht selbstgerecht beschrieben, wie der Strafgefangene Eisenkrätzer das eine um das andere Mal seine Flucht aus zwei Gefängnissen betreibt.

Aus der Not eine Tugend machen und aus dem wenigen was da ist etwas machen, diese Eigenschaft der ehemaligen DDR-Bürger hat Edgar seinem Freiheitsdrang folgend, gekonnt umgesetzt. Bemerkenswert ist, wie er sich nicht als Widerstandkämpfer oder Helden beschreibt, sondern als Durchschnittsbürger. Die erzählte Geschichte beschränkt sich nicht auf Schwarz- und Weiß-Beschreibungen, sondern auf viele Zwischentöne. Auch das redliche Bemühen eines Anstaltsleiters fair mit ihm umzugehen, macht aus Sicht eines Betroffenen deutlich, dass einige Systemträger bemüht waren, auch Menschen zu sein.

Die erzählte Geschichte von Edgar Eisenkrätzer ist neben dem geschichtlich Wissenswerten auch deshalb lesenswert, da es zeigt, dass es sich lohnt, nach Freiheit zu streben. Die erzählte Geschichte von Edgar Eisenkrätzer ist real und ein mutmachendes Playdoyer für die Freiheit.

Dieter Dombrowski

Vizepräsident des Landtages Brandenburg

(ehemaliger politischer Häftling)

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